Und jetzt?
Nun hatte ich also im Herbst des Jahres 2016 tatsächlich mein erstes Buch veröffentlicht. Dies hätte ich wohl zum Anlass nehmen können, mich zurückzulehnen und ein wenig zu verschnaufen, war der Weg dorthin doch alles andere als einfach gewesen. Doch mein ruheloser Geist trieb mich an, weiterzumachen. Schließlich war „Der Weiße Schatten“ nur der erste der sechs Teile der Naron-Reihe. Für mich gab es nun kein Zurück mehr. So nahm ich mir also vor, schnellstmöglich den zweiten Teil meiner Reihe fertigzustellen. Etwas mehr als ein Jahr dauerte es, bis ich „Der Eid des Verräters“ in eine Gestalt gebracht hatte, die meinen Ansprüchen genügte.
Währenddessen widmete ich mich vermehrt auch anderen Projekten. So schrieb ich das Manuskript für ein weiteres Buch, das die Geschichte von Narons Ziehvater Narvanros erzählen sollte. Darüber hinaus begann ich die Mythologie meiner Welt, die ich im Zuge meiner Arbeit an der Naron-Reihe entworfen hatte, in Worte zu fassen. In einer „Chronik des Seins“ schrieb ich die Geschichte Saruchos auf, vom Anbeginn des Weltalls bis in die Zeit vor Narons Aufbruch aus Reruwalt. Mehr als siebenhundert Seiten lang war die Rohfassung dieser Chronik und sie enthielt nur die wichtigsten Eckdaten meiner Mythologie.
Etwa zur selben Zeit baute ich mir eine Website für meine Werke auf. Dort stellte ich Landkarten und Leseproben der bereits veröffentlichten Bücher zur Verfügung, neben Bildern aus meiner Mythologie und allerlei anderem. Da ich ständig auf der Suche nach neuen Inhalten für diese Website war, begann ich schließlich, Kurzgeschichten zu schreiben, die Elemente aus meinen Büchern aufgriffen und die zugrundeliegende Mythologie vertieften. Um diese Geschichten für visuelle Welt des Internets ansprechender zu gestalten, versah ich sie mit handgezeichneten Bildern.
Diese Kurzgeschichten kamen mir alsbald sehr gelegen, denn die Überarbeitung des vierten Teiles der Naron-Reihe zog sich quälend in die Länge. Um das Jahr 2020 nicht ohne eine neue Veröffentlichung zu beenden, fasste ich die ersten sechzehn Kurzgeschichten, die auf Begebenheiten aus „Der Weiße Schatten“ beruhten, in einem Buch mit dem Titel „Sagen aus Sarucho“ zusammen. Diese Idee gefiel mir dann so gut, dass ich mich entschloss, zu jedem Teil der Naron-Reihe einen Begleitband mit Kurzgeschichten zu schreiben.
Doch so umfangreich die Naron-Reihe und die Geschichten in ihrem Hintergrund auch erscheinen mochten, war mir Sarucho doch schon lange nicht mehr groß genug. Nebenbei entwarf ich zwei weitere Welten, die nur darauf warteten, von mir ausgestaltet zu werden. Schon lange schwirrte mir nämlich allerlei Unsinn im Kopf herum, der nicht in das doch recht seriöse Setting der Naron-Reihe gepasst hätte. Daraus entsprang schließlich eine fortlaufende Reihe episodenhafter Geschichten unter dem Titel „Auf der anderen Seite des Schreibtisches“.
Nun fragt Ihr Euch vielleicht, was es mit diesem seltsamen Titel auf sich hat. In meiner Studienzeit lebte ich in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen Studierenden. Eines Abends führte ich, wenn ich mich recht entsinne, mit den beiden über meinen Schreibtisch hinweg eine beiläufiges Gespräch über Tore in andere Dimensionen. Dabei entstand das Bild eines Menschen, der ein ebensolches Tor hinter seinem Schreibtisch entdeckt und dadurch in eine Welt gelangt, in der alles möglich ist. Randalf den Rauen nannte ich diesen Menschen später – natürlich in Anspielung auf Gandalf den Grauen aus dem „Herrn der Ringe“, wenngleich er mit diesem eigentlich kaum etwas gemeinsam hatte. Randalfs Abenteuer in der seltsamen Welt auf der anderen Seite seines Schreibtisches könnt Ihr jedenfalls immer noch auf meiner Website nachlesen.
Und die zweite Welt, die ich oben erwähnt habe? Nun, darüber gibt es nicht viel zu sagen. Dennoch harren auch dort zwei mehrere Dutzend Seiten lange, bisher unvollständig Manuskripte ihrer Fortsetzung. Sie handeln von den Bewohnern einer weitgehend modernen Welt, in der eine Organisation versucht, die gewöhnlichen Menschen im Geheimen vor der Bedrohung durch Ungeheuer aus einer Art Parallelwelt zu beschützen. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Damit findet diese Vorgeschichte meines Schreibens ihr Ende, nicht jedoch das Schreiben selbst. Obwohl mich nun bereits mein halbes Leben von meinen Anfangen als Schriftsteller trennt, habe ich die Freude an dieser Tätigkeit nie verloren, und, so es das Schicksal will, werde ich mich bis zu meinem Lebensende damit befassen. Auch wenn die Naron-Reihe in naher Zukunft ihren krönenden Abschluss feiern wird, gibt es immer noch zahlreiche Geschichten, die ich Euch – wenn Ihr mir denn zuhören wollt – erzählen möchte.