Einige wichtige oder weniger wichtige Gestalten aus meiner »Die Winde des Schicksals«-Reihe tauchten im ursprünglichen Manuskript der Geschichte gar nicht auf und kamen erst später, im Laufe der Überarbeitung dazu. Eine davon ist der Curach, der Teufel aus der Welt zwischen den Welten, der im vierzehnten Kapitel von »Der Eid des Verräters« auftaucht. Dass Naron in den dunklen Wäldern von Theladien gegen ein übermächtiges Geschöpf kämpfen würde, stand zwar bereits in den ersten Entwürfen fest, doch war sein Feind damals noch ein anderer – nämlich kein geringerer als Voréos, der Herr der Finsternis selbst.
Doch sollte Voréos zu dieser Zeit der Handlung nicht eigentlich noch in Ketten liegen? Wie kann Naron dem Herrn der Finsternis begegnen, während er noch versucht, den letzten Schlüssel zu dessen Gefängnis versteckt zu halten?
Nun, freilich kämpfte Naron auch in dieser Fassung nicht wirklich gegen den Herrn der Finsternis. Vielmehr war es eine Art Traum oder Trugbild, das sich ihm am – damals noch namenlosen – Stein von Kuldar plötzlich und ohne Vorwarnung in den Weg stellte. Durch den unheilvollen Einfluss des Schlüssels an seinem Handgelenk litt Naron in den ersten Entwürfen der Geschichte nämlich mehrmals unter schrecklichen Visionen. In dieser sah er seine Begleiter Bormias und Belph durch die Streitaxt des Herrn der Finsternis fallen. Der damit einhergehende Kampf gegen den übermächtigen Feind verlief in etwa so wie der gegen den Curach im veröffentlichten Buch – abgesehen davon, dass der Wolf Belph daraus gestrichen wurde.
Auch hier war es Fealme, die Naron aus der Not rettete, indem sie das Trugbild auflöste. Allerdings war der Schrecken damit noch nicht zu Ende. Zwar verlor Naron in dieser Fassung nicht die Unversehrtheit seines Armes an den Schlüssel, doch suchte in Voréos auf dem Weg nach Tin Carat erneut heim. So kam es zu einem zweiten Kampf, den Naron dann aus eigener Kraft für sich entscheiden konnte, da er bereits wusste, dass sein Feind nicht der echte Herr der Finsternis war.
Als ich Jahre später bei der Überarbeitung auf diese Begebenheit stieß, fand ich nur wenig Gefallen daran. Den Herrn der Finsternis so früh auftauchen zu lassen – und sei es nur als Trugbild – erschien mir eine Verschwendung. Außerdem hatten die beiden Kämpfe gegen ihn keinerlei Auswirkungen auf den späteren Verlauf der Handlung – ja, sie wurden nicht einmal mehr erwähnt. Ganz streichen wollte ich die Begegnung jedoch nicht. So entschied ich mich, aus dem eingebildeten Voréos etwas anderes, gegenwärtigeres zu machen, das Naron und dessen Gefährten auch tatsächlich gefährlich werden konnte.
Der Teufel aus der Zwischenwelt war geboren. Und sein Erscheinen hatte weitreichende Folgen für den Aufbau der Welt meiner Bücher, war er doch ein Geistergeschöpf, das weder dem Diesseits noch dem Jenseits, sondern einer Welt dazwischen entstammte. In eben diese Welt verlegte ich in der Folge auch das Gefängnis des Herrn der Finsternis, wodurch der Curach in gewisser Weise mit seinem Vorläufer aus dem Manuskript verbunden bleibt.